Anfrage: Sehr geehrter Herr Schlüter, Meine Antwort: Die Herkunft der Klinger-BO 105 basiert auf einer delikaten Vorgeschichte: Ende 1971 hatte ich so viele Bestellungen der Bell-Huey-Cobra im Haus, dass meine Hobbywerkstatt völlig überfordert war. Also suchte ich nach einer externen Herstellungsmöglichkeit und einer Firma für den Vertrieb. Graupner war nicht interessiert, Simprop wollte mit Kavan eigene Wege gehen, also wandte ich mich an die damals populäre Firma Schuco-Hegi. Anfang 1972 war ich mit Hegi einig: Die Mechanik sollte von einer Fa. Bernhard (fertigte damals Motore für Hegi) hergestellt werden. Bernhard erhielt alle meine Zeichnungen und Pläne und weil der militärischen Huey-Cobra möglichst bald eine zivile Heli-Variante folgen sollte, wurden von mir auch erste Entwürfe für eine Bell 212 und eine BO 105 angefertigt und diskutiert. Bernhard wollte dann überraschend doch nicht selbst fertigen, hatte seinerseits eine ihm bekannte Fa. Meindl in Süddeutschland eingeschaltet und alle Unterlagen nach dort gegeben. Daraufhin wurde mit Hegi vereinbart, dass die Mechanik-Herstellung bei Meindl unter meiner Regie läuft und über mich an Hegi geliefert und berechnet wird. Das klappte prima, wir konnten gut verkaufen, ein neuer Weltmarkt war geboren. Zur Spielwarenmesse Februar 1973 kamen
dann zwei große Überraschungen: 1.) Graupner brachte einen von
Fa. Bernhard (!) produzierten Modellhubschrauber Bell 212 auf den Markt.
Diese Bell 212 hatte deutliche Merkmale des von mir etwa ein Jahr zuvor bei
Bernhard skizzierten Modelles und meines 1970 zum Patent angemeldeten Rotorkopfes.
(Siehe Zusatzinfo unten) Nicht mit mir! Was 1.) Graupner/Bernhard/Bell 212 angeht, kam es nach kurzen Verhandlungen relativ friedlich durch Zahlung einer Lizenz- und Ablösesumme zur Einigung. Was 2.) Meindl betraf war es weit schwieriger: Ich hatte von Hegi Bestellungen für einige tausend Bausätze bekommen und angenommen. Da mich Meindl hängen ließ war ich gezwungen, innerhalb kürzester Frist einen eigenen Betrieb aus dem Boden zu stampfen und neue Lieferanten zu finden. Das gelang mir auch und ich konnte an Hegi fristgerecht liefern. Damit war Meindl für Hegi und mich out. Daraufhin verklagte mich Meindl auf Warenabnahme und Schadenersatz. Das Urteil: Kein Schadenersatz, keine Warenabnahme, Meindl muss aber die bei ihm vorhandenen Teile nicht verschrotten sondern kann sie anderweitig verwerten. Meindl stellte dann aus den ursprünglich für mich gedachten Teilen Bausätze zusammen, ergänzte sie mit selbst entworfenen Teilen (Kupplung, Rotorteile) und verkaufte sie Wilfried Klinger, der dazu den Rumpf der "Bo 105" herstellte. Wilfried Klinger (WIK-Modellbau Knittlingen) erbat mein Einverständnis und bekam es. Das ist die ganze Story. Zusatzinfo: Nachwort: Vielleicht sollte ich darüber
doch mal ein Buch schreiben. Ing. Dieter Schlüter |