Es war einmal.... Die Anfänge von 1967 bis 1970
Das ist eine Sammlung von noch vorhandenen Fotos. An ihnen lässt
sich die Entwicklung des Modellhubschraubers ganz anschaulich erklären.
Das
war mein erster Hubschrauber im Herbst 1967, mit einem Rahmen aus MS-Rohr,
einem Schneckengetriebe vom Taxi-Tachometer, 10ccm-Glühzündermotor,
mechanische Kupplung, Taumelscheibe für NICKEN und ROLLEN, nicht steuerbarer
Heckrotor (!) und BELL-Steuerung des Hauptrotors. Das "Abheben" wurde mit
Gasgeben gesteuert und der Heckrotor mechanisch so lange verstellt, bis
das Drehmoment des Hauptrotors halbwegs ausgeglichen war (?).
Mit
dem Modell schaffte ich sogar, bei vorsichtigem Gasgeben, ein paar kleine
Hupferle in 8 bis 12cm Höhe bevor ......
Anfang
1968 fing ich an, mich unter dem Einfluß von "Beratern" aus der Großhubschrauber-Szene
intensiver mit der Technik zu befassen.
Der
Kopf musste "Schlaggelenke" und "Schwenkgelenke" haben und außer der
"Zyklischen Blattverstellung" auch einen "Kollektiven Pitch" besitzen. Und
natürlich auch eine (automatische!) "Autorotation".
Mit
diesem Modell trat ich 1968 zum ersten Internationalen Hubschrauber-Wettbewerb
in Harsewinkel an und errang, mit zwei "Flügen" von etwa 6sec. Dauer,
den 1. Platz .........
Dann
kam die "HUGHES 300" mit Dreiblattrotor und Gewichten an den Blattspitzen.
Dazu offene Rohrbauweise und erstmals (der heute noch übliche) Heckausleger
aus 20mm Alu-Rohr. Gelegentlich gelangen mal kurze Schwebeflüge (an
der Angel) und manchmal hatte ich das Gefühl, auf dem richtigen Weg
zu sein. Trotz Einsatz eines selbst gebauten Kreisels für den Heckrotor
(heute Standard) gelang es mir nicht, das Modell in einer Richtung zu halten.
Also
probierte ich es mit zwei gegenläufigen Seitenrotoren, bei dem sich
die Drehmomente ausgleichen. Der 10ccm-Motor hatte hinten eine Kupplung
und ein Schneckengetriebe mit zwei zu den (kollektiv verstellbaren) Seitenrotoren
führenden Wellen. Im Heck war ein Propeller angebracht, der Seiten-
und Höhenleitwerk anblasen und so eine Steuerung des Modells bewirken
sollte. Erstmals behielt das Modell einigermaßen die Richtung bei,
aber nach ein paar ganz gut aussehenden Hüpfern fiel es um ...... das
war´s.
Der
"Doppelrotor" hatte es mir angetan. Der Drehmomentausgleich war einfach toll.
Das Modell drehte nicht mehr weg und ich konnte mich erstmals auf die Steuerung
konzentrieren. Aber damit haperte es. Der Gedanke, durch eine steuerbare
Düse am Heck die Nick- und Rollbewegung zu beherrschen, war nicht schlecht,
funktionierte aber sehr träge. Mit dem "Doppelrotor" in vielen verschiedenen
Varianten plagte ich mich den ganzen Sommer 1969 ab, aber es klappte nie
so richtig.
Also schnitt ich das Heck meines "Doppelrotors"
ab, baute das 20mm Heckrohr dran und konzentrierte mich wieder auf einen
Rotor. Aber mit einem großen Unterschied: Ich regelte das Abheben jetzt
durch Gasgeben und verändern der Drehzahl des Haupt- und Heckrotors !!
Die
Heckrotorblätter bekamen (annähernd) das gleiche Profil wie die
Hauptrotorblätter und nach einigem Experimentieren glich der Heckrotor
beim Gasgeben das Drehmoment des Hauptrotors automatisch aus ! Zum Abheben
verstellte ich jetzt nicht mehr die Rotorblätter sondern erhöhte
einfach die Rotordrehzahl.
Wunderbar,
das Modell drehte nicht mehr unkontrolliert weg und in Verbindung mit dem
breiten (vom "Doppelrotor" stammendem) Fahrwerk konnte ich mich erstmals
auf die Steuerung des Hauptrotors konzentrieren. Das war eine sogenannte BELL-Stabilisierung
die prima funktionierte und das Modell im Schwebeflug stabil hielt. So stabil,
dass sich der Rotor nun mit den damals verwendeten schwachen Servos nicht
mehr steuern ließ.
Dann
hatte ich eine (wie sich später zeigte geniale) Idee: Einfach nur die
Stabilisierung steuern! Die soll dann ihrerseits den Hauptrotor steuern! Dazu
braucht es wenig Kraft, das schaffen die damaligen Servos.
Gesagt
getan: Die Stabilisierungsstange bekam zwei kleine verstellbare Flügel
und ließ sich so (nach dem System HILLER) in die gewünschte Flugrichtung
steuern. Der Hauptrotor folgte automatisch der Stabilisierung.
Damit
gelangen am 28.-29- Dezember 1969 erstmals kontrollierte Schwebeflüge
über 20-30-40 Sekunden in 1-2-3-Metern Höhe !
Das
war der Weg.
Frühjahr
1970: Ein richtiger Rumpf musste her, die Kühlung und auch das
Getriebe wurden verbessert, die BELL-Stabilisierung erhielt eine durchgehende
und verdrehbare Stabilisierungsstange (am Rotor auf dem Tisch zu sehen)
und zusätzliche HILLER-Steuerflügel: Die BELL-HILLER-Kombination
(noch ohne Kollektive Blattverstellung) war erfunden. (Dieses System mit
Kollektiv Pitch wurde weltweiter Standard)
Und
siehe da: Es klappte prima. Schon bald beherrschte ich die "BELL HUEY COBRA"
einwandfrei im Schwebeflug und bei langsamem Vorwärtsflug ging ich mit
dem Modell mit. Vorwärts, rückwärts, seitwärts, 10 Meter
senkrecht rauf und wieder runter war kein Problem mehr.
Und
dann, am 12. April 1970, passierte es: Das Modell war im Schwebeflug zu schnell
geworden, das Platzende war erreicht und ab ging es, unfreiwillig, zum ersten
Rundflug.... Es war ein Kampf mit der Einschätzung der Fluglage, (die
gewohnten Tragflächen fehlten) mit der Geschwindigkeit, der Höhe
und vor allem der Steuerung: Noch nie war ein Modellhubschrauber so lange
so hoch und so schnell und .... trotzdem steuerbar. Aber wie steuert man
denn nun ????
Aber
ich hatte Glück und Nerven und ausreichend Sprit an Bord und so brachte
ich den Vogel irgendwie wieder heil auf die Erde zurück.
Und
am 20. Juni 1970 flog ich dann (mit seitlich angebrachtem Zusatztank und
genau 5Kg Abfluggewicht) in Altdorf bei Nürnberg den ersten, offiziell
und international anerkannten Weltrekord über 11,5 Km Flugstrecke im
geschlossenen Kreis (500 Meter gerade hin und her ohne Anrechnung der Kehrtkurven)
und knapp 28 Minuten Flugdauer.
Und
im Herbst 1970 / Frühjahr 1971 produzierte ich die ersten Bausätze
der "BELL HUEY COBRA". Komplett mit allen mechanischen Bauteilen, Rotorblättern,
Gestängen und einem GFK-Rumpf. Die Firma "Schlüter Hubschrauber-Modellbau"
war geboren und auf der Nürnberger Spielwarenmesse Februar 1972 wurde
der Bausatz erstmals weltweit dem Fachhandel angeboten.
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