< ZURÜCK Ein Weihnachtsreisebericht von Heidi Schlüter Nach unserer Kanadareise mit Wohnmobil mussten wir es noch mal probieren und haben eins gemietet. Die Reise sollte ins Erzgebirge und nach Dresden gehen. Das Wohnmobil stand bereits Samstag vor Weihnachten am Hafen und da war es klar, dass wir mit dem Einrichten begonnen haben. Pött und Pann mussten verstaut, Bettzeug und Betten, Lebensmittel, Bücher, CDs und Sekt und Wein an Bord gebracht werden, Heiligabend war das Mobil reiseklar und wir hätten losfahren können. Besuch bei meinem Vater am Nachmittag, abends zu Hause. Ein wenig weihnachtlich sollte es doch sein, und so bereitete ich uns sehr festlich das Abendessen vor dem Fernseher mit loderndem Kaminfeuer. Bei Krabbensalat, Lachsschnittchen und einem guten Wein haben wir Weihnachten gefeiert. Zur Mitternachtsmesse in unserer schönen Kirche bin ich zunächst allein marschiert, Dieter kam nach. Letzte Essensreste wurden am nächsten Morgen eingetütet und ab ging´s ins mobile Abenteuer. Das "Festessen" des ersten Feiertags zelebrierten wir bei McDonald´s an einer Autobahnraststätte, erstaunlich war, dass doch etliche Familien ihren Kindern zu Weihnachten dieses kulinarische Vergnügen gönnten. Erste Station war Bamberg. In den engen Gassen war´s schwierig einen Parkplatz zu finden, aber unterhalb des Dombezirks standen wir ganz gut und haben unseren ersten Rundgang durch malerische Gassen und zum Dom gemacht, kalt war´s, aber schön. Ein leckeres Abendessen mit Rauchbier und einem Rauchbierschnaps hat uns wieder aufgewärmt. Die ausgewiesenen Stellplätze waren etwas außerhalb, ein freundlicher Radfahrer hatte bemerkt, dass wir auf Suche waren und bot uns an, vorauszufahren und uns zum Gericht zu führen, wo immer Wohnmobile über Nacht stünden. Vor dem Gericht haben wir gut geschlafen, mussten feststellen, dass wir kein Wasser mehr hatten, heilige Technik!!! Bei Kälte öffnet ein Ventil und sollte eigentlich nur den Warmwasserboiler entleeren, nur bei uns ging alles raus, weil die Pumpe nicht abgeschaltet war und gearbeitet hat. Geduscht hatten wir am Morgen daheim, kostbares Trinkwasser aus Flaschen diente zur Klospülung und Katzenwäsche und auf einem Campingplatz im Winterschlaf konnten wir Wasser nachbunkern. Mir war am Morgen unserer Abreise eine Wasserlache unter dem Mobil aufgefallen und da auch die Gasflasche bereits in Bamberg leer war und - natürlich nachts - gewechselt werden musste, war es in Wiesbaden wohl schon sehr kalt gewesen und die Heizung hatte es nicht mehr geschafft. Unsere nächste Station war Oberwiesenthal im Erzgebirge, dort sind die Eltern vor dem Krieg ein paarmal zum Skilaufen gewesen. Wir begnügten uns mit Spaziergängen im Schnee, und Erkundungen in der Umgebung. Der Stellplatz war sehr voll und da wir keinen Wintersport mehr betreiben, ging es weiter nach Seiffen. Die Seiffener Kirche, mit ihren Sängern hat mich ein Leben lang begleitet und nun sah ich sie zum ersten Mal in Natura. Nach 13 Jahren Wiedervereinigung erstrahlte sie wie so viele Gebäude und Kirchen in frischem Glanz, gab und gibt es doch nun endlich die Möglichkeit etwas zu tun. Ob in kleinen Dörfern oder in Städten wie Dresden, man sieht die Erfolge der privaten Initiativen und fragt sich, wie ein Regime es hat verantworten können, Kulturdenkmäler und andere Bausubstanzen verkommen zu lassen. Am Eingang der Dörfer drehen sich riesige Pyramiden, stehen große Schwibbögen mit dem typischen Erzgebirgsmotiv: zwei Bergleute in der Mitte und rechts und links daneben der Drechsler und die Klöpplerin, Handwerke, die der Bevölkerung nach der Stilllegung der Silberbergwerke die Existenz sicherten. In Seiffen sind wir wie durchs Märchenland spaziert, es ist der Holz-Spielzeugort schlechthin. Dort fanden wir auch einen sehr schönen Campingplatz für Wohnmobile mit allen Einrichtungen die ein Camper braucht, nebst Hotel, schönem Restaurant, Sauna, guten sanitären Anlagen und Bustransfer hin und zurück ins 2 1/2 km entfernte Seiffen. Zu Silvester zog es uns nach Dresden. Dort standen wir am Elbeufer in der Dresdener Neustadt mit Blick auf die Dresdener Altstadt, Brühl´sche Terrassen, Schloss, Hofkirche, Zwinger, Semperoper grüßten. Am 31.12. konnten wir noch am Nachmittag eine sehr informative und interessante Stadtrundfahrt machen. Erst gegen 18 Uhr haben wir´s uns gemütlich im Wohnmobil gemacht, hatten gedacht um Mitternacht bei Glockengeläut einsam am Elbeufer unsere Raketen gen Himmel zu schicken, doch weit gefehlt: ab 22 Uhr bevölkerten sich die Wiesen und Plätze, auf der Augustusbrücke feierten tausende von Menschen, die Kulisse Dresdens verschwand im Rauch und unsere Raketen zwischen allen anderen. Die Stimmung war toll, am nächsten Morgen waren die Putzkolonnen unterwegs, aber auch viele ältere Menschen, die die Holzstäbe der Raketen aufsammelten: als Pflanzstöcke wunderbar zu verwerten, wie man uns aufklärte. Die Wegwerfgesellschaft hat noch nicht überall Einzug gehalten. Um 10 Uhr waren wir schon am Zwinger zu einer Stadtführung zu Fuß. Solche Besichtigungen sind ja sehr abhängig vom jeweiligen Stadtführer, der unsere war spitze und konnte uns mit sehr viel Humor und Wissen durch den Zwinger, die Hofkirche, am Fürstenzug und rund um die Frauenkirche führen. Wenn es nicht so bitterkalt gewesen wäre, hätten wir noch mehr Spaß gehabt, doch in den Morgenstunden des 1. Januars hatte Väterchen Frost das Regiment übernommen und wir waren froh, uns bei Glühwein und sächsischen Kohlrouladen wieder aufwärmen zu können, bevor wir auf weitere, nun private Erkundungen, aufbrachen. Im Albertinum konnten wir die Schätze des Grünen Gewölbe bestaunen. Was August der Starke, seine Vor- und Nachfahren an Preziosen zusammengetragen haben, ist immens und kann sich mit dem Kronschatz der Britischen Könige messen. Die moderne Bildergalerie ist sehenswert, man könnte viele Tage in Dresden verbringen. Allein in den Museen des Zwingers wären Wochen nötig. Am 2. Januar waren wir wieder früh auf den Beinen um die erste Besichtigungstour in der Frauenkirche mitzumachen. Noch ist nur die Unterkirche für Besucher offen, ein ehemaliger Polier erzählte in unnachahmlicher Weise, - gepflegt sächsisch sprechend, mit stillem Witz den Werdegang des Baues und kommentierte sehr kompetent den archäologischen Aufbau der Kirche. Auch hier wieder private Initiative und Engagement. Den Trümmerhaufen als Mahnmal und Wunde stehenlassen, oder die Wunde heilen und mit ihren Narben leben, in die Zukunft schauen und dabei die Vergangenheit nicht vergessen. Das ist der richtige Weg. Von Dresden traten wir die Rückreise an. In Freiberg, im Mittelalter größte und wirtschaftlich bedeutendste Stadt Sachsens, mit bekannter Bergakademie, Novalis, Humboldt und auch Goethe weilten hier ( wie reisen doch bildet!!!) haben wir auf dem Parkplatz vor dem Bergwerk übernachtet und gleich morgens um acht die erste Führung mitgemacht. Wir waren die einzigen und sind mit unserem Steiger zünftig in Bergmannsklamotten gehüllt, mit Helm und Lampe 150 Meter tief eingefahren, 2 1/2 Stunden durch Gänge und Stollen gewandert auf Leitern, sogenannten Fahrten, auf 230 Meter hinabgestiegen und haben viel gesehen und gelernt. Der Muskelkater in den Beinen hat uns noch am nächsten Tag an das Abenteuer erinnert. Noch eine Nacht in der Einsamkeit vor einem geschlossenen Campingplatz und dann zurück nach Wiesbaden. Die zweite Seele ist nun endgültig erwacht. Reisen mit dem Boot ist anders, auf dem Land ist man weniger abhängig vom Wetter, das Boot kann man nicht einfach mal schnell parken. Es gibt mehr Straßen als Wasserwege, aber hier wie da hat man seine eigenen vier Wände dabei. So sind wir nun auf Suche nach diesem zweiten Bein, werden am Montag mal in Stuttgart auf einer Messe Ausschau halten, aber auch am kommenden Donnerstag zur Bootsausstellung nach Düsseldorf fahren, ein Boot wollen wir natürlich nicht kaufen, aber dort treffen wir immer sehr liebe Menschen und Interessantes gibt es auch immer zu erkunden. Heidi Schlüter |